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Seit wann wird Milchpulver hergestellt?
Die Haltbarmachung von Nahrungsmitteln war und ist für die Menschheit eine
Überlebensfrage (Bevölkerungsdichte, Missernten, Katastrophen, Vorrat). Zu den traditionellen
Konservierungstechniken wie Räuchern, Einsalzen oder Säuern stiess im 19. Jh. das
Trocknen von Frischmilch. Die kurzfristige Konservierung von Frischmilch in der Form von
Käse lässt sich seit etwa 200 v. Chr. nachweisen. Auch die Konservierung
von Milchfett über die Butterherstellung ist seit Jahrhunderten bekannt. Die Trockenmilch
taucht in den Reiseaufzeichnungen des legendären Venezianers Marco Polo im 13. Jh. zum
ersten Mal auf. Er berichtet, dass aufgelöste Trockenmilch Bestandteil der Ernährung der
tatarischen und mongolischen Reiter gewesen sei.
Auch Napoléon erkannte den (nicht nur militärischen) Stellenwert der Milch und lancierte
einen wissenschaftlichen Wettbewerb. Die Aufgabe bestand darin, ein Verfahren zur Konservierung
von Lebensmitteln, insbesondere von Milch und Fleisch zu entwickeln. Dem Franzosen N. Appert
gelang es 1804 erstmals, Milch einzudicken. 1825 entwickelte der Engländer W. Newton eine
Methode, Milch unter Beigabe von Zucker haltbar zu machen. Den eigentlichen industriellen
Durchbruch schaffte jedoch der Amerikaner Gail Bordon, der 1856 eine Kondensmilchfabrik
gründete. Die Einführung der Zentrifuge war 1859 der nächste Entwicklungsschritt.
Die erste Kondensmilchfabrik in Europa wurde durch den amerikanischen Konsul Page 1866 in Cham
gegründet, und der Amerika-Schweizer J.B. Meyenberg führte 1885 die
Sterilisation ungezuckerter Kondensmilch in Dosen ein. Um die Jahrhundertwende gelangen
die entscheidenden Schritte zur Herstellung von Milchpulver, wie wir es heute
kennen. 1902 wurde erstmals Milch auf einer Walze getrocknet. Die Sprühtrocknung wurde
zwar schon 1872 erstmals erprobt, kam als Verfahren aber erst um die Jahrhundertwende
zum Einsatz. Seither nahm die Bedeutung von Milchpulver für die Ernährung stetig zu.
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